Es kann beim zweiten Coaching ein so vertrauensvoller Raum virtuell entstehen, dass alles gezeigt werden darf.
Sie ist sehr jung, es ist ihr erster Job nach dem Studium und sie arbeitet seit 3,5 Jahren bei diesem „mittelständischen“ Konzern. Sie ist Führungskraft, und wirkt eher abwesend und weit weit weg.
Das ist nun die zweite Coaching Session und heute wirkt sie etwas fröhlicher. Sie erzählt, dass sie gekündigt hat. Jetzt sind es nur noch 3 Monate und dann kann sie sich überlegen wie es weitergeht.
Sie hat ein Lächeln auf dem Gesicht, welches ihre Traurigkeit verstecken soll, wir lachen viel. Wir gehen während unserer Session immer tiefer, weil sie es mir signalisiert, dass es okay ist. Sie hat körperliche Symptome und erste Anzeichen von Erschöpfung.
Ich zeige mich authentisch
Ich erzähle ihr von meinem Leben und plaudere etwas aus dem Nähkästchen, ich merke dass das Lächeln immer mehr verschwindet und wir schauen uns an über unsere Bildschirme, ganz authentisch. Nach und nach sehe ich dass sie gelöster wirkt und so langsam die glänzenden Augen die Tränen nicht mehr aufhalten. Sie weint.
Sie hat ein schlechtes Gewissen zu gehen, als Führungskraft fühlt sie sich verantwortlich. Ich frage sie, ob es aber nicht verantwortungsvoller ist, dass sie sich um sich selbst kümmert, ihre Grenzen zieht und mit sich liebevoll bleibt.
Ich halte den virtuellen und vertrauensvollen Raum und begleite sie in ihrem Trauer. Sie ist sehr bewegt. Sie weint immer mehr. Ich warte und frage sie nach einer Weile wie es ihr jetzt geht, wir sind fast am Ende der Stunde. Sie sagt sie ist okay.
Ich gebe ihr noch mit, dass Weinen eine wunderbare Reinigung ist und ein Mittel der Psychohygiene, sie lächelt wieder. „Raus mit allem was keine Miete zahlt“ ist mein Witz und Mein letzter Satz zu ihr: „Schritt für Schritt gehen, liebevoll mit Dir selbst bleiben und Dich zu nichts zu zwingen!“
Wie können wir liebevoll mit uns sein?
In dem wir so schnell gehen wie der langsamste Teil von uns sich bewegen kann, das ist der Rat einer sehr geschätzten und guten Freundin und den gebe ich auch meinem Coachee und sie atmet paar mal mit mir ganz tief ein und aus und ich merke dass die Stunde geschlossen werden darf.
Und was bleibt und berührt? Manchmal können Krisen die wir selbst überstehen und überstanden sind, uns helfen andere besser zu sehen und für sie ein Leuchtturm zu sein und zu werden.